Bislang gab es als landesweite Organisation für die Vertretung von Autistinnen und Autisten nur den Landesverband Autismus Bayern e. V., in dem sich die Angehörigen organisiert haben. Das ist gut und richtig, denn Autismus ist ein weites Spektrum und denjenigen, die nicht über die Fähigkeiten verfügen, sich selbst zu vertreten, leihen ihre Angehörigen ihre Stimmen.
Aber es gibt auf dem Spektrum auch erwachsen gewordene Autistinnen und Autisten, die sich selbst vertreten können. Diejenigen, die momentan für uns entscheiden und über uns bestimmen, sind in der Mehrheit keine Autisten. Nicht-Autisten können aber nicht nachvollziehen, was ein Leben als Autist bedeutet. So sitzen im Moment noch Fachkräfte, Wohlfahrtsorganisationen und Angehörige zusammen an den runden Tischen und diskutieren in den Gremien zu Themen, die Autistinnen und Autisten betreffen. Die Betroffenen selbst nehmen bisher meist gar nicht teil an den Entscheidungsprozessen.
Wir erachten es als unabdingbar, dass Autistinnen und Autisten endlich selbstbestimmt und unabhängig ihre Haltung und ihre Interessen in den Gremien und Vertretungen vertreten. Für eine gute Inklusion und eine passgenauere Ausgestaltung der Unterstützungsleistungen und für optimale Hilfen ist die autistische Innensicht unserer Ansicht nach unerlässlich.
Wir stellen deshalb mit dem Verein Autismus Selbstvertretung Bayern e. V. die notwendige zweite Säule – die Stimme der Autistinnen und Autisten. Wir fordern unser Recht auf Selbstbestimmung, auch wenn der autistische Blick manchmal gewohnte Dinge auf den Kopf stellen mag. Wir sehen uns dabei nicht als Konkurrenz zu den Angehörigenverbänden, ganz im Gegenteil, sondern wir sehen uns als dringend notwendige Ergänzung.
Wenn sich autistische
Menschen und Angehörige voneinander unabhängig organisiert
zusammentun und ihre gemeinsamen Interessen aus
unterschiedlichen Blickwinkeln Seite an Seite vertreten, stärkt
das die Selbstvertretung, denn damit sind beide doppelt so
stark!